Der Begriff der Kompensation in der astrologischen Homöopathie am Beispiel einer Krebs-Erkrankung

 (Revision 21.9.2019)

daß die Künstler,
um ihre Authentizität zu bewahren,
von Modellen absehen und sich beim Malen
ausschließlich auf ihr Gedächtnis
verlassen sollten.
Auf diese Weise könnten sie besser
ihre geheimen Wahrheiten Gestalt werden
lassen.
( Mario Vargas Llosa: Das Paradies ist anderswo )

 

Kürzlich verstarb die sehr begabte, ausgezeichnete Wissenschaftlerin M. mit nur 40 Jahren an Brustkrebs – sozusagen mitten im Leben, einen Ehemann und eine kleine Tochter zurücklassend.

 

Will man sich der Bedeutung eines Falls annähern, so ist die kausale Sichtweise, wie sie vornehmlich in naturwissenschaftlicher Medizin Anwendung findet, wenig ziel-fördernd. Denn ihr Krankheitsbegriff führt von der Person weg zu anderen, äußeren Ursachen.

 

Unter den Kategorien des Subjekts (Raum, Zeit, Materie und Form), ist der Krankheitsbegriff polar (im Sinne von gut und böse), er folgt der Maxime: Das stört, das muss weg. Das Handlungsziel ist dabei sogleich ersichtlich, und Veränderungen an der Materie können überzeugen, dann, wenn etwas geschieht. Hinter jeder Handlungsmotivation stehen jedoch Wertesysteme, unter anderem solche zur rechten Ordnung des Lebens.

 

Nur unter der Anschauung des Seins an sich (i) kann eine legitimierte Perspektive entwickelt werden, die als Entwicklungsreihe ein Bild vom rechten Sein in der Gegenwart entwirft. Naturwissenschaftliche Methoden hingegen suchen nach Kausalreihen. Diese führen vom betrachteten Sein an sich weg zu anderen Ursachen. "Causalitätsreihen sind die verkettete Wirksamkeit nicht eines, sondern vieler Dinge; Entwicklungsreihen dagegen haben es mit dem Sein eines Dinges an sich und seinen Modificationen zu thun." (ii).

 

In Hinsicht auf den Menschen impliziert der Begriff Entwicklungsreihe, daß man es mit geordneten Veränderungen in Gestalten der Zeit zu tun hat.

 

Aus diesem Grund nutzt die astrologische Homöopathie Bilder in der Ordnung von Zeit in ihren rhythmischen Bewegungen als Hilfsmittel zur Deutung des Seins (als Ding an sich).

 

Dabei wäre eine Vermischung mit Kausalreihen unsinnig, und würde einen "Mangel an Besinnung" (iii) darstellen.

 

Die astrologische Deutung einer Lebensgeschichte kann, anders als eine literarische Betrachtung, einen Menschen vollumfänglich nicht beschreiben, sie könnte jedoch wesentliche Bestimmungen einer Person andeuten. Der hier beispielhaft betrachtete Fall von M. bezieht sich auf ihr berufliches Wirken als öffentliche Person.

 

Zweckmäßigerweise genutzt wird hier methodisch, als Betrachtungsgrundlage, das Mittagshoroskop der Person. Dieses liefert ein inhaltliches Gerüst, um welches sinnvolle Leben als Welt gefügt werden könnten. Es wäre dies eine ideale inhaltliche Ordnung und Dynamik, die gewissermaßen als innewohnendes Ziel einem jeden Geborenen präsent istiv.
Rhythmisch offenbarte sich dieses Gerüst in Ereignissen eines Lebens in der Zeit.

 

In M.s Leben könnten Zusammenhänge aufscheinen, die einen inhaltlichen Zusammenhang zwischen Krebserkrankung und in Teilen verneinter eigener Identität möglich scheinen ließenv.

 

Dabei sind es astrologische Hinweise, die als Zeichen sowohl in ihrem Leben, als auch im Leben von anderen Menschen auftauchen, die eine solche Betrachtung sinnvoll scheinen lassen könnten.

 

Von Anfang an sollen eventuelle moralisierende Bestrebungen im Auge behalten werden, ohne jedoch neutral (weil standortlos) zu sein. Im Gegensatz zu einer psychologischen Betrachtung, die den Menschen in Vergleich mit vermeintlichen Normen und Determiniertheiten eher klein macht, soll eine astrologische Deutung einen zeitlich strukturierten Gestaltungsraum, mit dem Zulassen der Möglichkeit des Scheiterns, herausarbeiten, die Größe einer Aufgabe, im Kontext ihrer Zeit, zur Darstellung bringen.

 

In einer kurzen, deutenden und zusammenfassenden Vorausschau von M.‘s Zeitbild des Mittags zeigt sich ein astrologisch häufig zu beobachtender inhaltlicher Zusammenhang: ein Wechselspiel von Kompensation und Schwäche.

 

In der Durchführung des Lebens findet sich eine Konzentration auf gemein- und gesellschaftliche Ordnungen, diese handelnd durch ihre eigene Person öffentlich gestaltend zur Anschauung bringend. Dabei liegt die eigentliche Dynamik in dem Umstand, daß eine bestehende Ordnung, wenn nötig, auch konfrontativ in Frage gestellt werden kann, um die Gemeinschaft der Daseienden zur rechten Ordnung zu informieren. Gemäß der inhaltlichen Logik des Zeitbildes kann eine solche ideel-sozial-politische Orientierung aber nur dann sinnvoll (also wesentlich) geschehen, wenn M. ihre Eigenart entwickelt und lebt. Dies könnte aber zwangsläufig zu einem ausschließenden Konflikt mit jeweiligen Machthabern, Autoritäten oder Gegenwarten führen. Eben dies könnte eine Trennung aus Gemeinschaftsformen bedingen, um dann, aus einer so ermöglichten Entwicklung zu eigener Identität, diese Gesellschaften wieder zu orientieren. Ein solches Bild ist so konfliktreich, daß eine Ausgestaltung lebensgefährlich sein könnte. (Man denke an ein Aufwachsen in einem religiös autoritären Gesellschafts- und/oder Familiensystemen).

 

Deshalb finden sich gleichzeitig die zwei Kompensationsbilder: Tarnung der Eigenart und sachliche Neutralisierungvi, die letztlich, aus astrologischer Sicht, ihre Schutzwirkung verlieren könnten, wenn eine adäquate Verwirklichung im Laufe der Zeit nicht mehr wahrscheinlich, und so deren Sinn verloren wäre.

 

M. war von klein auf äußerst begabt in mathematischen Operationen. Als Schülerin einer Begabtenschule, u.a. auch in internationalen mathematischen Olympiaden, gewann sie Auszeichnungen.

 

Solche intellektuellen Spitzenleistung treten in der Gesamtheit eines astrologischen Zeitbildes oftmals unter bestimmten astrologischen Bildern auf, die laut der MRLvii in der Jugend Schutzfunktionen haben können. Bei M. handelt es sich – gemäß ihrer Anlage zur abstrakten Anschauung der Funktionen zur Ausübung von Erscheinung. Das neutralisierende Lebensgefühl dabei wäre der Schutz, die mathematische Geometrie dementsprechende neutrale Kompensationsform.

→ (astrologisch siehe unten: Die Bilder der Zeit, 1.)

 

Ein erster Hinweis, eine erste Deutung, die darauf Hinweisen, daß etwas nicht im Gleichgewicht ist, hätte ein tödlicher Busunfall sein können, in den sie im Jahr 1998 verwickelt war, und bei dem sieben begleitende Mathematiker ums Leben kamen. Die Bestandteile dieses Ereignisses könnten nahelegen, daß hier falsche Kompensationsform aufgehoben werden sollten: da wäre insbesondere das gleichartige Schicksal der die selbe Funktion ausübenden Kollegen zu nennen. (Der Sturz in die Schlucht: Uranus). Bei ihr jedoch ging es weiter.

→ (astrologisch siehe unten: Die Bilder der Zeit, 2.)

 

Wenn man nur die äußeren Fakten betrachtet, erschließt sich die eigentliche innere Dynamik nur schwer. Man sieht dann nur eine Person, die ein Leben lebt, wie man es kennt, und die das tut, was sie eben gut tun kann. Das Problem bei der rationalen Neutralisierung scheint zu sein, daß die innere Konflikthaftigkeit nur schwer in Gänze zu Tage tritt, und zwar weder für die Person selbst, noch für die Umwelt. Dies kann für die direkte Umwelt angenehm sein – doch könnte für die Person selbst sukzessive das Leben zur bloßen Ausübung von Tätigkeit werden, und somit sinnlos. Innere Konflikthaftigkeit könnte sich nur gestalten aus einem Fundus an Eigenart heraus. Ist diese jedoch getarnt, so kann man nicht wissen, womit man es denn zu haben sollte, und so gesehen wohl auch bei M.

 

Nun bilden erfolgreiche Kompensationen meist eine Zweiheit, „Zweitkompensation“viii, denn es muss immer auch das Empfinden ausgeschaltet werden, bietet dieses doch eine unmittelbare Korrekturdirektive jeden falschenix Seins. So gehört zur erfolgreichen sachlichen Neutralisierung auch eine Tarnung der Eigenart durch gesellschaftlich akzeptierte Funktionsrollen. In ihrem (M.‘s) Fall wäre dies die Rolle der Wissenschaftlerin, in der eine sachliche Neutralisierung gelebt werden kann, ohne daß emotionale Regungen diese Kompensation zu gegebener Zeit durchbrechen würden.

 

Die Entwicklung der Eigenart wäre hier eine Voraussetzung, um sich auf ihrem Fundament gegen die Feindseligkeit der Kollektive durchzusetzen, und auch umgekehrt, ihnen (den Kollektiven) eine Orientierung zu bieten. Der Mechanismus ist allgemein, und bei M. insbesondere ein solcher, bei dem Kollektive vieles, was sie in ihrer Verneinung von Wirklichkeit provoziert, ausschließen wollenx. Die eigene Identität zu leben ruft Konformitätszwänge und Angriffe hervor. Nur wenn diese erlebt und durchgestanden sind, könnte die eigentliche Aufgabe, Kollektive zu orientieren., erkannt und durchgestanden werden.

(astrologisch siehe unten: Die Bilder der Zeit, 3.)

 

Das ganze Ausmaß dieser Aufgabe mag daran ermessen werden, daß M. als Stier-Geborene ihr Selbstverständnis stark in der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft sieht. Ausschluß und Lebensbedrohungsgefühle kämen einer erheblichen und grundlegenden Minderung ihres Selbstverständnisses gleich. Zudem hatte sie auf der rationalen Kompensation ihre Existenz begründet. Eine Auflösung der Kompensation müsste dann auch die Art ihrer beruflichen Tätigkeit beeinflussen. Die existentiellen Folgen könnten so erheblich sein, eine Anpassung an geänderte Lebensbedingungen wäre nicht gesichert.

 

Die Alternative, die sie möglicherweise gewählt hat, wäre, in der Kompensation zu bleiben.
Diesen Schluß ließe ihre bekannte Lebensführung zu, in Kombination mit ihrem Zeitbild. In ihrem Fall stünde hinter ihrer unerlösten Aufgabe einer inhaltlichen Orientierung der Gesellschaft der immanente und permanente Druck einer Lebensbedrohungsangst und eines Ausschlusses aus der Gemeinschaft. Um ihn zu besänftigen, müsste sie ihre Nützlichkeit immerzu offensiv beweisen, sowie, um eben dazu fähig zu sein, ihre Identität tarnen.

(astrologisch siehe unten: Die Bilder der Zeit, 4.)

 

Ein elaboriertes Kompensationsgeschehen ist nur möglich bei andauernder Tarnung des Empfindens. Denn das Empfinden ist die Instanz, die das Wachstum der Person gemäß ihrer Eigenart ermöglicht. Das Empfinden empfängt seine Gestalt, ist dabei passiv und gebärend zugleich, es ist der Ort, wo das Objektive aus dem Subjekt erwächst.
Jenes Empfinden wehrt sich, wenn die individuelle Gestalt verletzt wird. Wird dieses Empfinden zu lange, zu erfolgreich unterdrückt (betäubt), könnten, aus astrologischer Sicht, Gebilde wachsen, denen die notwendige Eigenart fehlt, also Mißgestaltungen, oder formarme bis ungeformte Gebilde, aber auch falsch eingefügte Gebilde. Die vorhandene Lebenskraft findet in betroffenen Bereichen keine angemessene Form. Die notwendige Tarnung des Empfindens und der Eigenart wären bei M. astrologisch angezeigt in einem Mond-Neptun-Komplex. Dies wäre auch der Hinweis auf das Nährende, auf die Quelle, so auch auf ein Hinweis auf die weibliche Brust.

(astrologisch siehe unten: Die Bilder der Zeit, 5.)

 

Offenbar war es M. nicht möglich, die Tarnung der Seele aufzugeben. Sie stirbt 4 Jahre nach der ersten Krebsdiagnose auf Grund von multiplen Metastasen. Die Folgen der ausgefallenen eigenen Bestimmung werden als Zeichen sichtbar in der Aufhebung der Möglichkeit der Anpassung an die Lebensbedingungen. Das Geschehen ist eine stille Tragödiexi, bei der sich die Geschichte nicht entfaltet. Es bleibt nur der unvermeidbare, schweigende Vollzug einer Erkrankung, möglicherweise begleitet von einer Umwelt, die tränenreich das Geschehen verlangt, so wie die Begleiter einer Inka-Zeremonie, auch keinen Ausweg aus der Rolle der schmerzensreichen Madonna mehr zulassend.

(astrologisch siehe unten: Die Bilder der Zeit, 6.)

 

Der eigentliche Motor einer Nachschau ist ja eine Einsicht für die Lebenden.

 

Darin könnte den Lebenden die Frage aufkommen, ob eine alternative Entwicklung eines solchen Lebens denkbar gewesen wäre. Da man solches nicht wissen kann, betritt man im Sinnen darüber die Bereiche von Ideenwelten und Metaphysik.

 
Wie wäre M. gewesen, wenn sie ihre Identität mehr ins Bewußtsein und in die Welt hätte bringen können? Hätte dies auch die Welt verändert? Immerhin fehlte vielleicht etwas von ihr, von ihrem Wesen in der Welt, so daß es in Folge auch anderen Wesen an Grundlage zum Sein mangelte. Dieser Aspekt ist derzeit aktuell, wir erleben gerade (im Jahre 2019 A.D.) ein furioses Artensterben, dabei zeigt sich, daß das Verschwinden eines Wesens das Verschwinden anderer zur Folge hat. Ist M. vielleicht kein Einzelfallxii? Damit kommt die Frage auf: wie wäre die Welt, wenn M. ihr Wesen hätte umfassender entfalten können? Doch was hätte eine solche Entwicklung anstoßen können? Wäre dies überhaupt möglich gewesen, in einer Welt, die von vielen anderen bestimmt ist? Im Bereich der Kausalitäten stellt sich eine solche Frage nicht: das Insekt muß am Gift sterben, der Vogel muß mangels Nahrung aussterben, doch der Mensch kann unvernünftig handeln, um einen höheren Wert anzustreben.

 

Könnte ein Leben in Richtung einer vernommenen inneren Wahrheit ein erfolgreiches sein?
Könnte ein solcher Versuch, ein „Ausweichen vor sich selbst“ umzuwenden hin zu Begegnung mit sich selbst, und zu Gesundheit werden lassen? Oder ist gar das durch Krankheit erreichte Bild auch das rechte? Eine Sicherheit scheint es in diesen Fragen nicht zu geben – letztlich könnte hier nur eine Hoffnung am Anfang eines Weges stehen: die Hoffnung, den Faden der Ariadnexiii zu finden, der einen aus dem gefährlichen Labyrinth führt.

 

Die Aufgabe der astrologischen Heilkunst wäre dabei, zu versuchen, mit homöopathischen Mitteln die schützenden Blockaden, an deren Rändern die Krankheitserscheinungen entstehen, durch Anstoßen einer inneren Entwicklung aufzulösen zu helfen. Der Segen einer astrologischen Deutung wäre darin zu sehen, daß konflikthafte Inhalte direkt adressiert werden könnten, sozusagen der Versuch eines Anhebens von Teilen des Unterbewußten auf den Wellenkamm der Gegenwart.

 

Zudem hilfreich, der Faden der Ariadne wäre es, der aus der Falle führen könnte. Der Begriff der Falle taucht auf in einer lyrisch-dramatischen Anmutung zu M. in einem Hörspiel. „Freiheit ist von der Falle aus nicht erkennbar, Freiheit ist von der Falle aus nicht einmal denkbar.“(xiv)

 

Die Bilder der Zeit

 

1. Sachliche-neutrale Kompensation

 

Unter dem Signum Saturn-Merkur findet sich hier die Anlage zur sachlich-neutralen Kompensation, die sich mit dem Zwilling Spitze Haus 11 in der der Bestimmung des Ursprungs als Raum Spiegeln kann, hier mit Bezug zum Realen (Geometrie). Die Bewertung im Begriff Kompensation ergibt sich bei M. aus dem Bild des Verbundsführers Mars-Venus-Pluto, die hier die Art der öffentlichen Gegenwart bestimmen sollten.

 

 

 

 

 

 

2. Der Busunfall

 

 

Bei einem Unfall stürzt der Reisebus in den Abgrund. Zwei Busfahrer und sieben Mit-Studierende kommen dabei ums Leben, M. - zu diesem Zeitpunkt 20 Jahre alt - gehört zu den zwei Überlebenden. In ihrem Zeitbild sehen wir am Uranus das schicksalshafte, schockartige, heraushebende Ereignis. Der Transit ist über Aspekte und Spiegel mit den Uranus-Beziehungen des Radix verbunden. Hier wird die Lebensführung an sich in Frage gestellt, ein Herausspringen wird hier mangels anderer Inhalte materiell. Dieses ist in Zusammenhang zu sehen mit dem Angriffspunkt der Energie: Mars. Dieser befindet sich im Aspekt zu ihrer Radix-Konstellation Pluto-Mars-Venus. Die mögliche Verwirklichung dieser Inhalte scheint so gefährdet, daß sie externalisiert die Zerstörung darstellen. Das, was inhaltlich als prägnante Bestimmung des Gemeinschaftlichen und der Gegenwart zu bezeichnen wäre, wird hier externalisiert zum dinglichen Container des Gemeinschaftlichen, zum Omnibus. Aus astrologischer Sicht wäre dies ein Zeichen für ein nun eskaliertes Kompensationsverhalten, auch in Betracht des Umstandes, daß hier viele Kollegen aus dem selben Tätigkeitsbereich betroffen waren. In ihrem Fall war dieser Unfall nur ein „Warnschuss“, der ihr die Möglichkeit geben sollte, die Blockade der Versachlichung zum inneren Strom hin zu öffnen.

 

3. Aggressive Neuorientierung gegen Machtstrukturen im Sozialen, wenn sie nicht der Bestimmung entsprechen.

(Stiersonne am MC, Mars-Venus-Pluto in Haus2/Haus9).

Diese Neuorientierung soll durch Darstellung zur Anschauung kommen. (Verbundsziel Zwillinge mit Herrscher Merkur in Haus 9)

 

Diese Konstellation ist für das Subjekt gefährlich, deshalb sieht man auch Mond-Neptun damit verbunden, sowohl als Schutz zur Tarnung und Betäubung der Seele, als auch als Potential der Empfindungsfähigkeit des Wirklichen. Letzteres wäre eine Voraussetzung, um die Öffentlichkeit bestimmungsgemäß orientieren zu können.

 

 

 

 

4. Subliminale Bedrohungsängste und Spitzenleistungen

 

 

Das Erlangen der Professur wird im Zeitbild als rhythmisches Geschehen durch Mars gekennzeichnet. Es ist ein Zeichen für die Durchsetzung im Kollektiv, ein Markstein eines beständigen Bemühens. Das Zeitbild deutet auch an, daß dieses Bemühen in Zusammenhang mit einem Bild von (scheinbar unerklärlichen) Bedrohungsgefühlen durch das Kollektiv verbunden ist. Die Konstellation Mars-Pluto könnte man man Bedrohungs-Nützlichkeits-Komplex bezeichnen. Man bietet proaktiv dem Kollektiv seine Nützlichkeit an, um eine Ächtung zu vermeiden. Unter diesen Umständen scheint eine inhaltliche Orientierung der Gesellschaft, wie sie die Konstellation fordert, nur schwer möglich.

 

  5. Diagnose Brustkrebs

 

Rhythmisch wird es wegen der getarnten Eigenart ab 2012 für M. schwierig. Spitze Haus 8 in der Inhaltlichen Auslösung macht nun den Fisch zum Zeichen mit Herrscher Neptun in Haus 4, also der Aktualisierung der Eigenart.

Diese scheint weitgehend verschüttet, so daß sie 2013 als Brustkrebs diagnostiziert wird, hier der Rhythmus im Aspekt zum Neptun in Haus 4.

(Die Quelle, das Nährende)

 

In dieser Phase wäre Eigenart die unumgängliche zu verwirklichende Gestalt (Mond-Neptun), was aber nur in verneinter Form möglich scheint. Die Tarnung der Seele drängt hier auf Klärung, was in Zusammenhang mit der ausfallenden Bestimmung zu einer Art Selbstvergiftung führen könnte.

Ihre Anlage (aus 3.) offensive Orientierung der Gesellschft scheint in Bezug zum Habitus des sachlich-neutral-Toleranten keine Chance zu haben in eine Verwirklichung zu kommen. Diese Anlage wäre aber wohl wesentlich, da sie im Verbund sowohl Beginn wie Durchführung beherrscht.


Zu diesem Zeitpunkt blieben noch 4 Jahre (bis zum Erreichen des Revisionspunktes bei 2 Fisch), um einen Konkurs der Gestalt zu vermeiden, falls dies für M. eine Option wäre. In Hinsicht auf die nicht lebbare Anlage der offensive Orientierung der Gesellschaft könnte auch das Bild des verklärten Opfers angemessen werden.

 

 

6. Der Tod

 

 

Die vier Jahre nach der ersten Krebsdiagnose könnten das Bild der gnadenreichen Madonna am Fuß des Gekreuzigten erstehen lassen. Man kann hier auch noch in Begriffen von Kompensation und Bestimmung denken, aber im Vordergrund steht die Ahnung, daß genau dies das Bild der Gegenwart ist.

 

Der zeitliche Rhythmus öffnet hier vier Jahre nach der ersten Krebsdiagnose ein Bild der Revision der Ausgestaltung von Bestimmungen (Gruppenschicksalspunkt der MRL bei 2 Fische). Hier schon angelegt gleichzeitig als Folge der verneinten Bestimmung, die Auflösung der Lebensbedingungen (Steinbock Hv Haus 6, Saturn in Haus 12, Saturn auch im Spiegel zum phänomenalen Punkt der Gegenwart). Der angesprochene Revisionspunkt der Bestimmung steht in der Signatur Saturn-Neptun. Der hier ausgefallene Ursprung wird nun relevant (die Lücke: Uranus), er äußert sich, angelegt im Zeitbild, als Spiegel von Sonne-Uranus, der Sprung aus der Lebenswelt des Subjekts.

 

 

© Daniel Menz 2019

 

 

Anmerkungen

i Die Betonung liegt hier auf Anschauung, die eine synthetische Leistung ist, und die nur in der Zeit stattfinden kann. Vom Sein an sich können wir nur wissen, daß es eine Bewegtheit ist, die als Wirksamkeit Wirklichkeit ist.

 

ii Philipp Mainländer: Analytik des Erkenntnißvermögens ;
Schriften in 4 Bänden, Band I: Die Philosophie der Erlösung. Erster Band. Berlin 1876 (2 1886, 3 1894). Reprint: Hildesheim 1996.

 

iii ebd.

 

iv Das Zeitbild des Mittags (Mittagshoroskop) könnte man als Hochzeit ansehen, die Vermählung des Zeitlosen mit Dualität und Wesen als Zeit. Eine solche Vermählung zwischen Geist und Materie ist gewissermaßen die Quintessenz, der Kern allen sinnvollen menschlichen Daseins im Leben.
Das erinnert an die Worte des syrischen Evangelisten Matthäus:
(8) „Da sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren's nicht wert.“
… (14) „Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.“
(Matthäus 22, → https://bibeltext.com/l12/matthew/22.htm )

 

v Astrologische Deutungen geschehen in Anlehnung an die Münchner Rhythmenlehre (MRL):
https://www.doebereiner.com

 

vi ebd.

 

vii ebd.

 

viii ebd.

 

ix Der Begriff „falsches Sein“ ist hier nicht im moralischen Sinn zu verstehen, sondern im Hinsicht auf die innewohnende, rhythmische Ordnung des „Seins an sich“, so, wie sie sich in einer astrologischen Deutung darstellt.

 

x Moderne Kollektive konstituieren sich durch eine offensive Dominanz der Wertung von Kausalitätsprinzipien mit der Folge von vergrößerter materieller Sicherheit und Nutzbarkeit der Mitglieder. Sie stehen im Konflikt zum einen mit dem sinngebenden, empfindenden Wesen des Menschen, und zum andren mit dem Sein an sich, welches Bewegtheit ist. In dieser Konflikthaftigkeit erlebt der Mensch Wirklichkeit und Sinn, doch ist dieses, aus materieller Sicht, instabil, weshalb Kollektive diese Konflikthaftigkeit auszuschließen versuchen. Dabei wird „das Kind mit dem Bade“ ausgeschüttet, weshalb der Mensch Kollektive regelmäßig zerstört, um sie dann, in Angst und Furcht, wieder zu etablieren.

 

xi „Das Scheitern des Helden ist in der Tragödie unausweichlich; die Ursache liegt in der Konstellation und dem Charakter der Figur. Der Keim der Tragödie ist, dass der Mensch der Hybris verfällt und dem ihm vorbestimmten Schicksal durch sein Handeln entgehen will.“ (→ https://de.wikipedia.org/wiki/Trag%C3%B6die )

 

xii Das fulminante Artensterben der Neuzeit kann man auch ansehen als Folge des Mangels an recht gefügtem Leben. Denn nur das Leben schafft Lebensräume, die in sinnvollen Gefügen Lebenswelten bilden. So wird der Ausfall vieler Individuen bestimmend für den Ausfall von Lebenswelten.

 

xiii Ausweg aus dem Labyrinth:
Der Ariadnefaden war der griechischen Mythologie zufolge ein Geschenk der Prinzessin Ariadne, Tochter des kretischen Königs Minos, an Theseus. Mit Hilfe des Fadens fand Theseus den Weg durch das Labyrinth, in dem sich der Minotauros befand. Nachdem Theseus den Minotauros getötet hatte, konnte er entlang des Fadens das Labyrinth wieder verlassen.“ → https://de.wikipedia.org/wiki/Ariadnefaden

 

xiv "Maryam. Kein Nachruf für euch." von Dietmar Dath
Hörspiel im BR ( → https://tracking.neuland.br.de/file/1727447/c/website/maryam-kein-nachruf-fuer-euch-von-dietmar-dath.mp3 )