Verlust und Erfüllung - J.R.R. Tolkien

 

Tolkien wird am 14.November 1904 im Alter von 12 Jahren Waise.

Er wächst nun in einem Gästehaus auf.

Er ist Autor von „Der Herr der Ringe“ und „Das Silmarillion“

 

Es scheint ein dunkler, mächtiger Schatten zu sein, der ihn aus der Geborgenheit des Zuhauses reißt. Es ist ein persönliches Opfer für die Erschaffung eines Werkes. Wir sagen nicht, der Verlust war eine Ursache für die Erschaffung einer Phantasiewelt; wir sagen, es war notwendig, um einer Wirklichkeit, die durch ihn, außerhalb seines Subjekts existiert, Ausdruck zu verleihen. Das ist – im Sinne des Wortes – schöpferisch. Jedoch schöpfen kann man nur, wenn man „leer“ ist, also nicht (oder nicht mehr) angefüllt mit sich selbst. Das Wort „leer“ klingt in modernen Zeiten für manchen, der den Sinn verloren hat, verlockend. Anders als bloßes meditatives Dasitzen ist der Verlust der Eltern und des Zuhauses im jugendlichen Alter wirklich, weil nicht inszeniert. In Folge wäre nun die Möglichkeit des Erfüllt-Seins, man sieht schon im Wortbestandteil „er“, man ist es nicht mehr selbst, mit dem man da angefüllt ist. Tolkien sagte, er habe nichts erfunden, er habe das ausgedrückt, was schon immer da war.

 

Die Erschaffung eines Reiches hat einen Schatten, eine dunkle schmerzliche Seite. Hier wird Schicksal anschaulich, die Geschehnisse sind sinnvoll aufeinander bezogen in einem Gesamtbild, das Leben heißt.

 

Nun ein Blick auf das astrologische Zeitbild Tolkiens.

 

Die Geschehnisse seines Lebens geben einen Sinn in diesem Bild, indem sie daraufhin ausgerichtet sind; sie ringen in diesem Feld um angemessenes Dasein.

Es zeigt sich ein Verband, der aus einer bildhaften Gegenwart eine Empfindungswelt erschafft. Sie wird durch ein eigenständiges Reich erschaffen.

[in astrologischen Zeichen: der astrologische Verband geht von H7 nach H4. Die Sonne steht in H5 als Sonne-Jupiter]

 

Dieses zu erschaffende Reich erfordert einen Schöpfer, der Bilder der Gegenwart tragen kann, frei von sich selbst. Dies wären dann eine Bedeutung des dramatischen, schicksalshaften Verlusts des Zuhauses und der Mutter.

[in astrologischen Zeichen: Die Rückseite von Sonne-Jupiter (dem Reich): Mond-Pluto, die Unterwelt, die Verneinung von Heimat und seelischer Geborgenheit.]

 

Aus astrologischer Sicht kann man sagen, die Erschaffung seines phantastischen Reiches wird akut mit 12 Jahren mit dem Tod der Mutter. Auch das drohende Dunkel, die böse Macht, wird hier sichtbar. Weil es ein Archetyp ist, begegnet ihm Tolkien – er, der ihm mutig ins Auge schaut - selbst in Form seines Schicksals. Archetypisch gehört zu einem jedem Reich die dunkle Macht des Bösen (Sauron).

[astrologisch: mit 12 Jahren wird Sonne-Jupiter ausgelöst, damit wird auch die Rückseite Mond-Pluto aktiviert.]

 

© Daniel Menz