Plötzlicher Kindstod – eine Frage nach dem Sinn

Alljährlich sollen die Rauchopfer steigen
um das Grauen von diesem Haus zu bannen“ -
denn das hängt
Hart über jedwedem Menschen, jedem Haus - „dem
kl
einen Hause,
Das du überm Meer errichtet hast mit deinen eigenen Händen
Neben den Riesenwackern, , ,“. So hörte ich auf meinen
Dämon,
der mich warnte, daß Unheil auf mich zukäme
Sobald ich aufhörte mit meiner Arbeit und keine Opfer
brächte an ausgemalten und erdachten Menschenleben,
Tamar und
Cawdor,
Und Thurso‘s Weib - „erdachte Menschenopfer seien unsre
Sühne“ -
Damals fühlte ich mich Herr des eigenen Schicksals und
spürte
Meine erzählenden Gedichte rings um das Haus, gelungene
Wachhunde, scharf bei der Sache.

(Robinson Jeffersi)

 

 Ereignet sich der Tod eines Kindes so erfährt man im medizinischen Sinn etwas über in- und extrinsische Riskiofaktoren, man sprcht von Wahrscheinlichkeiten – doch die tiefe Betroffenheit der Eltern findet keine Worte.

Eine Betrachtung des Zeitbildes könnte dabei Zusammenhänge und Sinn beleuchten.

 Am Beispiel des amerikanischen Lyrikers und Naturphilosophen Robinson Jeffers soll hier ein socher Zusammenhang aufgezeigt werden.

Jeffers gehört zu den bedeutentsten amerikanischen Lyrikern des 20 Jahrhunderts. Er heiratete im Jahr 1913 und zog um nach Carmel-by-the-Sea. In Folge brachte seine Frau im Jahr 1914 ein Kind zur Welt, welches bereits am ersten Lebenstag verstarb. Zwei Jahre danach – 1916 - wurden der Familie Zwillingssöhne geschenkt. Jefferson baute später ein Haus aus Granit, wie eine Festung, Tor Haus genannt. Dieser Ort diente ihm der Inspiration und der Schaffenskraft.

 

Die zeitliche Ordnung soll nun Zusammenhänge aufzeigen.
Die rot eingekreisten Elemente im Zeitbild stehen in einem inhaltlichen Zusammenhang, sie gehören zusammmen und bedingen sich gegenseitig.

Insbesondere die Bildung eines eigenen Reiches gemäß der eigenen Bestimmung sowie der Verlust einer großen Liebe sind in ihrem Zusammengehören ein allgemeines Prinzipii, welches nicht nur in der Literatur, sondern auch im Alltag gelegentlich anzutreffen ist. Bei Jeffers sind diese Themen nun explizit durch das Zeitbild genetisch angelegt. Themen, die im Zeitbild aufscheinen werden im Leben Gestalt. Jeffers gestaltet sein Reich 1913 mit der Heirat und dem Umzug an die Küste. In diesem Zusammenhang ist auch die folgende Geburt eines Kindes zu sehen. Die Frage hier ist die an eine Bedeutung dieses Geschehens. Die Zeichen weisen darauf hin, daß das Bild der Verneinung in der Empfindenswelt Jeffers angelegt ist. Es gilt schon allgemein, jedes Reich ist bedroht von einem dunklen Schatten. Diese Gefahr wird akut, wenn ein Reich gebildet wird – auch dann, wenn der Schatten nicht ausdrücklich im Zeitbild dargestellt ist. Beispielhaft sei hier zitiert aus dem um 800 entstandenen Epos Beowulfiii:

So lebten denn glücklich die Gefolgsmannen Gottes
in Frohsinn und Freude, bis ein Feind aus der Hölle
sein Treiben begann und Tücke vollbrachte.
Grimm dieser Unhold, den Grendel man hieß,
ein Held dort im Markland; er herrschte im Moor,
hielt Marschen und Trutzen.

 Jeffers selbst berichtet in einem Gedicht (siehe Prolog oben) von der ständigen Bedrohung seines Hauses durch Unheil; von Opfern, die er beständig darbringt, und, daß er sich dadurch als Herr seines Schicksals fühlt. Nun würden die astrologischen Zeichen nahelegen, daß der Tod des ersten Kindes im Rahmen dieses Gefüges zu sehen ist. Das ließe die Ahnung aufkommen, das Kind habe, gewissermaßen als guter Engel, sich geopfert, um die dunkle Bedrohung dieses Reiches in seinem Tod auf sich zu nehmen.

In Folge nun gelingt 1916 der Familie die Geburt von Zwillingen, später dann wird eine Trutzburg erbaut, die der Ort eines inspirierten und schöpferischen Schaffens sein wird.

 

Dieses Lebensgefüge, in den geschilderten Eckpunkten, wäre aus astrologischer Sicht als ererbte Erfahrung bereits in Jeffers angelegt. Dazu zählt auch der Verlust, der ins Leben gebracht werden muß, damit er einen Ort hat und so handhabbar wird. Man fragt sich, warum werden solche Bilder in die Welt gebracht? - vielleicht besteht ein Hinweis darin, wenn man beobachtet, daß mit jedem Erleben auch eine kleine Erlösung geschehen kann. Es lässt sich auch beobachten, daß solche inhaltlichen Gefüge nur als Ganzes „funktionieren“ - man kann nicht einzelne Teile herausnehmen und andere unerwünschte Teile weglassen. Sie lassen das Leben als Bild betrachten, das zerstört würde durch willkürliches Entfernen oder Hinzufügen von Bestandteilen. Dies wäre auch eine Umschreibung für den Begriff des Schicksals.

 

Für den astrologisch Interessierten die fachlichen Schlüsselelemente im Folgendeniv:

Der Planetenkomplex Jupiter-Mond-Venus-Pluto bildet ein zusammenhängendes Ereignisgefüge. Der Komplex lässt sich in Einzelbestandteile aufteilen, die die Art der Ereignisse aufzeigen, also auch die Art der Elemente der Geschichte. Die Familiengründung im Sinne einer individuellen Reichsgründung fällt auf die Auslösung des Jupiter 1913/14. Dieser Jupiter steht auf einem Grad, der dies nahelegt. Zudem hat er eine Verbindung zu Venus, was eine eheliche Verbindlichkeit mit Revierbildung nahelegt. Verbunden ist aber auch Pluto, der als Mond-Pluto die Schattenseite des Verslust im Empfinden angezeigt sein lässt. Der Pluto löst sich auch zeitlich nah zum Jupiter aus, so daß der direkte Zusammenhang des Verlusts mit Ehe und Revierbildung gegeben ist. Des weiteren sind Mond-Venus in diesem Komplex, die Fruchtbarkeit, die Inkarnation des Lebens in die Materie.

  Sie geben geben die Dimension des seelischen Verlusts vor, können sich aber entfalten, wenn der Mond-Pluto einen Ort gefunden hat (dies geschah 1914 mit dem Tod der Tochter). Mond-Venus werden 1916 ausgelöst, das Ereignis dazu ist die Geburt der Zwillinge. Primär in diesem Bild ist der schöpferische Akt, Daß es zu diesem Zeitpunkt Zwillinge wurden ist wohl einer schwierigen Phase der Partnerschaft zu zuzuschreiben , in der der nur Symmetrie den formalen Zusammenhalt gewährleisten konnte.
Nun das Element Venus-Pluto – dies spiegelt sich sehr charakteristisch in dem Haus (genannt Tor Haus), das Jeffers 1919 baut. Venus-Pluto verweist auf den Umstand, daß sich ein Wesen schützen muss in einer ihm fremden Umwelt. Jeffers baut eine Art Burg aus großen Granitsteinen.

 

 

© Daniel Menz

 

 

 

Quellen:

i Robinson Jeffers: Gedichte; Passau 1984

ii Dieser Zusammenhang wurde bereits von W. Döbereiner auch im Zusammenhang mit der sogenannten Rückseitendeutung dargestellt. Literatur siehe http://www.doebereiner.com

iii Beowulf. Das angelsächsische Heldenlied; Stuttgart 2013

iv Die astrologische Deutung ist angelehnt an die Münchner Rhythemnlehre. http://www.doebereiner.com.